Zeidler – die ersten Profi-Imker
Bereits in der Steinzeit sammelten Menschen den Honig wildlebender Bienenvölker – wie einige Naturvölker dies heute immer noch tun. Ab dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert kam in Osteuropa und Russland die Waldimkerei (Zeidlerei) auf. In den grossen Urwäldern im Nordosten Europas wurde neben der Holzverwertung auch die Schweinemast, mit Eicheln von den Eichenbäumen, sowie Jagd auf die Wildtiere und die Bienenzucht betrieben.
Freie oder leibeigene Zeidler waren die ersten professionellen Imker und erhielten durch die Waldbesitzer (Fürsten und Grafen) das Recht, auf dem ihm zugeteilten Waldstück Bäume zu lochen, damit sich dort Bienen ansiedeln oder er selbst gefangene Bienen ansiedeln konnte. Der mittelalterliche Zeidler (lat. excidere = herausschneiden) trug eine grüne Tracht und über den Schultern eine Armbrust (siehe nebenstehendes Bild). Auch heute noch bietet der Wald den Insekten ein reiches Nahrungsangebot.
Der mittelalterliche Zeidler (lat. excidere = herausschneiden) trug eine grüne Tracht und über den Schultern eine Armbrust. An einem Seil kletterte er zu den Bienen hoch und schnitt einzelne Bienenwaben heraus. Dabei wurde ein Teil des Bienenvolkes zerstört. In der Regel bauten die Bienen das herausgeschnittene Wabenstück im Folgejahr wieder auf. Die Zeidler bildeten Zünfte mit bestimmten Bräuchen und übten eine niedere Gerichtsbarkeit aus.
Mit der Zeit nahm die forstwirtschaftliche Bedeutung des Waldes immer mehr zu und die gelochten Stämme wurden verständlicherweise als Verlust angesehen. Die Zunftpflicht und immer höhere Steuern veranlassten die Zeidler zur Aufgabe der Waldimkerei und sie wechselten zur abgabefreien Hausbienenzucht.
Hätten sie es gewusst? Im Frühmittelalter kostete ein Bienenvolk soviel wie eine Kuh und um das 16. Jahrhundert stieg der Wachswert auf den 10-fachen Fleischwert.